Podiumsdiskussion zu „Freiheit & Gerechtigkeit“ - Schüler*Innen der CJD Christophorusschule besuchen JVA Sehnde

15.03.2023 CJD Elze « zur Übersicht

Nicht viele können sich wohl vorstellen, wie das Leben „hinter Gittern“ ausschauen mag. Wie läuft das da ab? Aber vor allem, wer sind die Menschen hinter den Verbrechen? In den Genuss eines ganz besonderen zweitägigen Workshops kamen im Februar zehn Schülerinnen und Schüler, hauptsächlich der Jahrgangsstufe 13, unter der Leitung des Richters und Präsidenten des Landgerichts Hannover, Dr. Ralph Guise-Rübe. Bei einem Ausflug zur Justizvollzugsanstalt Sehnde bekamen sie nicht nur eine Führung durch das Gefängnis, sondern auch die Möglichkeit, mit zehn ausgewählten Inhaftierten zum Thema „Freiheit und Gerechtigkeit“ zu diskutieren. Ihre Ergebnisse präsentierten sie nun bei einer Podiumsdiskussion in der Schulaula einem interessierten Publikum.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Religionslehrer und Mitglied des c.colloquiums, Jens Hohmann, der alle Anwesenden herzlich begrüßte. Das c.colloquium um Jens Hohmann, Politiklehrerin Olivia Selzer, Mitglieder der Verwaltung Ullrich Kirstein und Andreea Dankworth sowie Mitarbeiter des Internats, Ludger Kamphaus, war Initiator des Projekts, haben sie es sich doch auf die Fahne geschrieben, junge Menschen dazu zu bewegen, sich mit christlichen Gedanken und Ideen zu beschäftigen und dabei nicht auf Vorurteile oder vorgefertigte Konzepte zu stoßen. Vor diesem Hintergrund war es ihnen in der Vergangenheit bereits gelungen, spannende Persönlichkeiten zum Austausch zu gewinnen und auch der Besuch der JVA und die Podiumsdiskussion vergangene Woche passten perfekt in das Konzept.

Um dem Publikum einen Eindruck über das Gefängnis zu vermitteln, wurde die JVA Sehnde nach Hohmanns einleitenden Worten in einer 15minütigen Dokumentation vorgestellt. Anschließend berichteten die Lernenden Sophie Lange, Paul Loef, Pia-Julie Guß, Finja Heimbucher und Tabea Lupo tief beeindruckt von ihren Erfahrungen während der zwei Tage. „Wir sind ohne Vorurteile in den Workshop gestartet. Der Mensch stand im Vordergrund, nicht die Tat“, sagt Tabea und Finja ergänzt: „Bei den Gesprächen ging es anfangs eher um Privates. Wir fühlten uns zu keiner Zeit in Gefahr, obwohl es merkwürdig war, von den vielen Gefangenen beobachtet zu werden, die hinter ihren vergitterten Fenstern auf den Innenhof schauten, als wir diesen besichtigten.“ Alle Lernenden sprachen von einem Gefühl, „das man gar nicht richtig beschreiben kann“ und versuchten damit, die Beklemmung zum Ausdruck zu bringen, die sie empfanden, als ihnen die Situation der Insassen bewusst wurde: kaum mehr Freiheiten, in jedweder Hinsicht. Schülersprecher Luis Klages und Schülerin Lucy Petrov fungierten als Moderatoren des Abends und steuerten den Austausch zwischen den Schülern und den anwesenden Gästen Dr. Ralph Guise-Rübe, Mandy Keller, ehemalige Pressesprecherin der JVA Hildesheim, und Pastorin Kirsten Fricke, die einen Einblick in ihre Aufgaben als Seelsorgerin in JVA Sehnde gab. Letztere betonte, wie wichtig diese Aufgabe sowohl für die Insassen als auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sei. Aber „wo Täter, da sind auch Opfer und die werden die Frage, was Freiheit bedeutet ganz anders beantworten, als die Täter“, sagte Gerhard Welge, Leiter der Außenstelle „Weißer Ring“, einer Hilfsorganisation für Opfer von Gewalttaten, in Peine, der ebenfalls als Gast anwesend war. Auch ihnen wird ein Stück Freiheit genommen, da viele nicht mehr in der Lage sind, ein angstfreies Leben zu führen. Den Schülerinnen und Schülern war die Bedeutung der Organisation von Beginn des Projektes an klar, weshalb sie eine Spendenaktion für den „Weißen Ring“ initiiert hatten. So verkaufte die Klasse 11b in der Woche vor der Veranstaltung in den Schulpausen Waffeln und Kuchen. Zudem konnte in der Pause während der Podiumsdiskussion das Publikum nicht nur Fragen für den zweiten Teil der Veranstaltung niederschreiben, sondern sich auch bei einem deftigen Abendessen stärken. Die Einnahmen dieses Abends und des Kuchenverkaufs beliefen sich auf eine beachtliche Summe von über €1000 und wurden der Hilfsorganisation gespendet.

Im letzten Teil der Veranstaltung stellten sich Schülerinnen und Schüler sowie Gäste den neugierigen Fragen der Anwesenden und zogen am Ende ein durchweg positives Fazit. Alle waren sich einig, dass ein solches Projekt unbedingt wiederholt werden müsse.