Lieber umsiedeln statt vernichten

15.04.2018 CJD Elze « zur Übersicht

Nachdem er im Sommer ein Hornissennest vom Kunstgebäude des CJD Elze in ein Waldgebiet umgesiedelt hatte, kam Markus Schmidt, Hildesheims ehrenamtlicher Hornissenbeauftragter, dieses Mal als Gastredner mit einem Vortrag über seine Leidenschaft ins LIBA des CJD. Neben der Präsentation vieler Fotos aus seiner Tätigkeit konnte er den Gästen vor allem diverse Ängste nehmen. „Nur selten sind Hornissen oder auch Wespen, Bienen und Hummeln angriffslustig. Im Grunde ist die Hornisse ein Fluchttier, kommt man ihr also zu nahe, ist ihre natürliche Reaktion immer zunächst die Flucht. Nur wenn man die Tiere irritiert oder angreift, sind sie sehr wohl bereit, sich und ihre Brut zu verteidigen“, erklärte er. Ein Hornissennest kann im Sommer bis zu 600 Tiere umfassen. Die Königin erwacht im Zeitraum von etwa April bis Juni aus dem Winterschlaf (sie ist die einzige, die den Sommer überlebt) und beginnt sofort mit dem Nestbau. Die ersten fünf Wochen ihres Lebens verbringt sie allein, baut am Nest und legt Eier. Die Larven gehen durch fünf verschiedene Stadien, brauchen etwa 30 Tage zum Schlüpfen und beginnen dann, Futter für die Königin und die nachfolgende Brut heranzuschaffen. Das sind Frucht- und Baumsäfte, aber vor allem auch Beutetiere wie Fliegen, Wespen, Honigbienen und Libellen; diese werden zerkaut und dann an die Brut verfüttert. Nur drei Wochen leben Arbeitsbienen, auch sie könnten Eier legen, dann würden sie allerdings von der Königin getötet. Zum Abschluss der Saison im September/Oktober eines Jahres schlüpfen dann die neuen Königinnen, fliegen zu den Drohnen, lassen sich befruchten und gehen danach sofort in den Winterschlaf über. Damit beginnt der Zyklus wieder von vorn. Für Markus Schmidt sind die Tiere sehr schützenswert; wo immer es möglich ist, siedelt er die Nester, die an ungünstigen Stellen hängen, um. „Ganz oft kann man durch sinnvolle Beratung die Ängste der Menschen beruhigen und mit Hilfe einfacher Maßnahmen die Hornissennester sogar an den Orten lassen, wo sie vorgefunden wurden, denn die Hornissen suchen eigentlich immer nur den geraden Ausflug aus dem Nest zur Futtersuche und danach wieder zurück. Beispielsweise Lichtquellen sorgen manchmal dafür, dass sie zu sehr in die Nähe der Menschen gelangen. Verbaut man ihnen dann mit engmaschigen Stoffen den Weg, fliegen sie nur noch ihre normale Strecke und sind keine Bedrohung mehr“, erklärte er. Aber natürlich sei der Schutz der Menschen entscheidend, und wenn wirklich eine Bedrohung zu erkennen sei, würde er auch den Schädlingsbekämpfer rufen. Die Stiche der Hornisse haben aber einen deutlich schlechteren Ruf als sie verdienten. „Natürlich schmerzen sie, aber Hornissen können ihre Stiche gut dosieren, sie verlieren ja auch ihren Stachel nicht. Die Toxizität der Stiche ist niedriger als bei einer Honigbiene.“ Die leider nicht allzu zahlreich erschienenen Gäste konnten dem Hornissenschützer seine Begeisterung für die Tiere deutlich anmerken und freuten sich an den vielen Geschichten, die Markus Schmidt zu seinen Erfahrungen erzählen konnte. Vorurteile wurden berichtigt, und ein neues Bewusstsein für die interessanten Insekten konnte geweckt werden.