„Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen“: Ein wachsendes Problem

10.09.2016 CJD Elze « zur Übersicht

Gemeinsam mit der „Initiative Schmerzlos“ haben es sich Spezialisten zur Aufgabe gemacht, Eltern über die zunehmende Anzahl der Kopfschmerzerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu informieren. Professor Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge sowie Professor am Universitätsklinikum Münster, berichtete dazu im Sportzentrum des CJD Elze über neuere Erkenntnisse, Ursachen und Maßnahmen. Der zuständige Lehrer (Biologie und Chemie) für Suchtprävention und Gesundheit, Uwe Imbrock, hatte dazu eingeladen. Knapp über 80 % der an einer Umfrage beteiligten Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren gaben an, in den letzten drei Monaten Kopfschmerzen gehabt zu haben. Dabei spielt das Geschlecht umso weniger eine Rolle, je jünger die Jugendlichen sind, erst später tritt der Kopfschmerz häufiger bei Mädchen als bei Jungen auf. Ein Anstieg der Anzahl der Kopfschmerzbeschwerden insgesamt ist dabei laut Professor Evers sichtbar, allerdings noch nicht erklärbar. Die Experten unterscheiden zwischen primären und sekundären Kopfschmerzerkrankungen. Die primären sind die, die durch Erbanlagen festgelegt sind, die sekundären treten als Folgeerscheinung einer anderen Ursache (z.B. Unfall) auf. „Die Schmerzen, die Kinder und Jugendliche dabei empfinden, unterscheiden sich in nichts von denen der Erwachsenen“, erklärte Professor Evers eindringlich. Deswegen rät der Neurologe auch dazu, sich nicht zu scheuen, Schmerzmittel zu verabreichen. „Um die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen zu erhalten und auch um etwaige Langzeitfolgen abzuwehren, ist die Gabe von Schmerzmitteln fast unumgänglich.“ Nur wenige Patienten hätten irgendwelche Unverträglichkeiten von z.B. Ibuprofen, was er als das wirksamste Mittel benannte. „Um akute Schmerzen wirksam und dabei möglichst verträglich zu behandeln, ist es die sicherste Methode, ein Medikament gegen Übelkeit zu verabreichen, etwa 10 Minuten zu warten und dann das Schmerzmittel zu geben“, erläuterte er die nach seiner Erfahrung hilfreichste Methode der Schmerzbekämpfung. Er nannte dazu auch noch einige Alternativmedikamente, die bei Unverträglichkeit zur Anwendung kommen könnten. Auch Migräne tritt inzwischen bei Kindern und Jugendlichen häufig auf, gilt eben auch als Kopfschmerz und kann mit den Schmerzmitteln ebenso erfolgreich behandelt werden. „Allerdings gibt es auch spezielle Migränemedikamente sowie eine Migränevorbeugungstherapie, die dann sinnvoll ist, wenn sich z.B. viele Fehltage in der Schule ansammeln oder es mehr als zwei Attacken pro Monat gibt.“ Sollte man versuchen wollen, die Schmerzen auch ohne Medikamente zu behandeln, gibt es Entspannungstechniken, die man von Experten lernen sollte, oder Bio-Feedback- und Verhaltenstherapien, aber auch regelmäßiger Ausdauersport und Schlafhygiene (also regelmäßiger Schlaf) sind hilfreich. „Zur Prophylaxe von chronischen Schmerzen kann ein Antidepressivum helfen. Scheuen Sie sich nicht, dieses Angebot objektiv in Betracht zu ziehen, es hat nichts mit Depressionen zu tun“, appellierte er an die Eltern, die sich zahlreich und teils auch mit ihren Kindern eingefunden hatten und im Anschluss an den Vortrag noch einige individuelle Fragen stellen konnten.