Etwas Normalität und Alltag bieten - 15 ukrainische Kinder und Jugendliche aktuell am CJD beschult

21.06.2022 CJD Elze « zur Übersicht

Im Deutschunterricht bei Susann Ziegler lernen 15 ukrainische Jugendliche momentan wie man „Ja/Nein“-Fragen stellt. „Kannst du Fußball?“, fragt der 14jährige Artyom seinen Sitznachbarn und wird von Frau Ziegler freundlich verbessert. „‘Kannst du Fußball spielen?‘ muss es korrekt heißen. Das Modalverb steht an erster Stelle, der Infinitiv an letzter.“ Puh, die deutsche Grammatik hat so ihre Tücken, nichts desto trotz nehmen die Schüler und Schülerinnen, die zwischen 12 und 17 Jahren alt sind, motiviert und aktiv am Unterricht teil. Sie wollen lernen.

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar dieses Jahres haben tausende Menschen ihre Heimat verlassen müssen, unter ihnen auch viele Kinder und Jugendliche. Gerade für sie stellt sich in einer solchen Situation das Problem des Besuchs einer Kita oder Schule als besonders dringlich dar. Deshalb freut sich die CJD Christophorusschule, einigen von ihnen in dieser schwierigen Lage Hilfe und Unterstützung geben zu können, ganz unproblematisch und unbürokratisch. Das Helfen von jungen Menschen in Notsituationen ist am CJD eine Selbstverständlichkeit, was zuletzt während der Flüchtlingskrise 2015 unter Beweis gestellt wurde. Schon damals gelang es engagierten Lehrerinnen und Lehrern den Schülern und Schülerinnen die Grundlagen der deutschen Sprache beizubringen und ihnen bei der Eingewöhnung zur Seite zu stehen. Und auch jetzt gibt es mehrere Lehrende, die alles tun, um den Jugendlichen eine sichere Umgebung zu bieten, sie in der jetzigen Lernsituation abzuholen und gemeinsam eine Perspektive zu finden. Dabei nehmen die Schülerinnen und Schüler während der ersten vier Unterrichtsstunden am regulären Unterricht teil und besuchen während der letzten beiden Stunden des Vormittags täglich einen „kleinen Deutschkurs“ wie dem bei Susann Ziegler, in dem grundlegende Deutschkenntnisse vermittelt werden. „Was mir am Unterrichten in der Klasse am besten gefällt, ist, dass es den Kindern völlig egal ist, dass sie ganz unterschiedliche Jahrgänge, von Jahrgang 6 bis Jahrgang 10, besuchen und nun aber gemeinsam in einem Klassenzimmer sitzen, um die Sprache zu lernen. Im Gegenteil, sie sind dankbar, helfen und unterstützen einander“, sagt sie.

Die Betreuung der Jugendlichen sowie die Gespräche mit deren Eltern werden von mehreren Lehrkräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt, die ukrainisch oder russisch sprechen. Um auch den Familien die Möglichkeit zu geben, untereinander in Austausch zu treten und die Schule kennenzulernen, wurde bereits ein „Kennenlern-Nachmittag“ bei Kaffee und Kuchen organisiert, der bei allen Anwesenden wirklich gut ankam. Der stellvertretende Schulleiter Carsten Söffker-Ehmke ist stolz auf seine Kolleginnen und Kollegen: „Alles, was sie tun, tun sie aus Überzeugung. Es ist freiwillige Zusatzarbeit, da die Beschulung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler momentan noch nicht refinanziert wird.“

Insgesamt mag es noch zu früh sein, um eine längerfristige Prognose bezüglich der weiteren Beschulung der geflüchteten Jugendlichen zu stellen. Es ist aber davon auszugehen, dass einige von ihnen auch einen weiteren Schulbesuch in Deutschland und in der Folge einen entsprechenden Schulabschluss anstreben werden. Hierbei wird die CJD Christophorusschule auch weiterhin die notwendige Hilfestellung geben.