Spannend und zum Nachdenken anregend: Neue Erkenntnisse aus der Physik

30.05.2016 CJD Elze « zur Übersicht

Auf eine „Kurze Reise durch die Raumzeit“ nahm Jens Florian Mahlmann, ehemaliger Schüler der CJD Christophorusschule Elze und nun Master-Student der Physik, seine Gäste in der vergangenen Woche bei seinem Vortrag mit und stellte dabei neuere Erkenntnisse aus seinem Fachgebiet, aber auch übergeordnete Gedanken vor. Anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Einsteins „Allgemeiner Relativitätstheorie“ waren diese und die „Spezielle Relativitätstheorie“ seine Schwerpunkte. „Mit seinen teils schon im Jahr 1905 entstandenen Gedanken und Experimenten dazu revolutionierte Einstein die Physik“, erklärte der junge Mann, der erst vor kurzem seine Master-Arbeit an der Universität Valencia fertig gestellt hat. Dabei war eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass die Lichtgeschwindigkeit unveränderlich ist, was letztlich dazu führte, dass die Wissenschaft die Begriffe und Konzepte „Zeit“, „Licht“, „Raum“ und „Gravitation“ neu interpretieren musste. „Damit war die Wichtigkeit betont, sich von als Wahrheit geltenden Modellen loszulösen und über die eigene Erfahrung hinauszuwachsen, das hat insbesondere Einstein gefordert und mit seinen Erkenntnissen auch angefeuert“, so Mahlmann. Es gibt nun keine absolute Zeit mehr, sie ist relativ, d.h. sie ist immer nur aus einem bestimmten Bezugssystem heraus messbar, ein Beobachter aus einem anderen Bezugssystem nimmt sie anders wahr. Die Experimente mit Atomuhren, die langsamer laufen, je weiter sie sich von der Erdoberfläche entfernen bzw. je schneller sie sich bewegen, sowie die Ergebnisse von Zwillingsexperimenten wie z.B. erst vor kurzem mit den Astronauten-Zwillingen Marc und Scott Kelly, beweisen Einsteins Spezielle Relativitätstheorie. „Die Erfahrung absoluter Konzepte wie Gleichzeitigkeit wird ersetzt durch die mathematische Beschreibung einer vierdimensionalen Raumzeit“, erläuterte Jens Mahlmann das bahnbrechende Ergebnis. Dass nun im Februar dieses Jahres zum ersten Mal eine Gravitationswelle nachgewiesen wurde, die wohl vor etwa 1,3 Milliarden Jahren bei der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher entstanden ist, beweist eine weitere Theorie von Einstein, die er bereits im Jahr 1916 veröffentlichte. Die Mathematik entwickelte sich nach der Veröffentlichung von Einsteins Theorien entscheidend weiter, es gab nun plötzlich auch die Einsicht, dass man eigentlich bereits bekannte Modelle überdenken muss, wie z.B. die Messung von Geraden auf der Erdoberfläche, die ja niemals Geraden sind, sondern immer die Erdkrümmung in sich haben. „Aber tröstlich ist die Tatsache, dass man mit den mathematischen Mitteln, die man in der Schule lernt, dennoch das meiste grundlegend rechnen kann. Wieviel von der Mathematik man bereits aus der Schulzeit mitnimmt, wird einem dann klar – aber bitte verraten Sie mich nicht an der Uni wegen dieser Aussage“, bat der Referent mit einem verschmitzten Lächeln. Danach kam der engagierte junge Mann aber noch zu anderen mit seiner wissenschaftlichen Arbeit verbundenen Themen, die ihm ganz offensichtlich am Herzen lagen. Dabei stand die Frage „Warum Grundlagenforschung“ ganz oben auf der Liste. „Sind die hohen Kosten für Forschung zu rechtfertigen, wenn man einmal etwas unfair sagt, dass der Mondflug der Menschheit eine nicht haftende Bratpfanne beschert hat? Ich denke ja“, brach der junge Mann, der mit seinem Vortrag seine Zuhörer fesselte, eine Lanze für die Wissenschaft. „Die Wissenschaftler sollen ergebnisoffen, aber auch ergebnisorientiert arbeiten, ihre Erkenntnisse durch Kooperation anderen Wissenschaftlern und letztlich auch der Öffentlichkeit zugänglich machen, dabei aber nicht überheblich auf andere hinuntersehen, die nicht den wissenschaftlichen Diskurs als ihr Metier ansehen, und vor allem Verantwortung dafür übernehmen, dass Menschen mit verschiedensten Interessen, Nationalitäten und Fachrichtungen sich austauschen und damit den Menschen ihr Wissen bereitstellen.“ Auch für diese Erkenntnis zollte der Referent Albert Einstein Respekt, der bereits nach dem Zweiten Weltkrieg die Wichtigkeit der Kooperation unter jungen Menschen aus allen Ländern betonte, um unter anderem auch solche Grausamkeiten in Zukunft zu verhindern. „Es bleibt zum Abschluss ein Gedanke. Vielleicht ist es eben nicht die nächste Erfindung, die nächste nicht haftende Bratpfanne, die unsere besondere Förderung der Wissenschaft rechtfertigt. Die Förderung der Wissenschaft motiviert Menschen dazu, weiter zu gehen als die Grenzen, die uns gesetzt sind. Wissenschaft braucht Menschen, die weiter denken als ihr eigenes Fach. Wissenschaft erzeugt Austausch. Wissenschaft überkommt Grenzen. Wissenschaft ist frei. Nicht alles ist relativ“, beendete der beeindruckende Master-Student seinen Vortrag mit außergewöhnlich reifen Gedanken.